KjG Bildungsurlaub nach Israel und Palästina

Mit der KjG die Vielfalt der Religionen und Politik im Heiligen Land kennenlernen.

Wir sind zurück!

10 Tage im Heiligen Land liegen hinter uns und wir haben einiges zu berichten. Weiter unten findet ihr dafür das Reisetagebuch aus unserer Gruppe, natürlich gibt es aber auch noch einen ausführlichen Reisebericht.

KjGoes Israel und Palästina

Nach langer Vorbereitung und einer coronabedingten Verschiebung der Fahrt war es am 19.09.2022 endlich soweit:
Eine Gruppe von 22 jungen Erwachsenen aus dem Bistum Mainz machte sich auf den Weg, um das Heilige Land kennenzulernen!

Früh morgens ging es aus allen Teilen des Bistums los, um sich am Frankfurter Flughafen zu treffen. Nach einer kurzen Befragung durch die israelischen Sicherheitskräfte konnten wir in Richtung Tel Aviv abheben. Vor Ort trafen wir unseren Guide Raed, der uns in den nächsten Tagen durch Israel und Palästina führen sollte – ein absoluter Glücksgriff wie wir immer wieder merken durften.

 

Andi Göbel-modified
Reiseleitung: Andreas Göbel andreas.goebel[at]kjg-mainz.de

Rahmeninfos:

Termin:
19.09.2022 – 28.09.2022

Reisegruppe:
22 junge Leute aus dem ganzen Bistumsgebiet und unserem Nachbarbistum Trier

Als erstes stand die Mainzer Partnerstadt Haifa auf der Reisetour. Dort hatten wir einen wunderschönen Blick über die Stadt und die Bucht bis hin zur libanesischen Grenze. Spät abends erreichten wir unsere Unterkunft am See Genezareth und bekamen einen kulinarischen Vorgeschmack auf die kommenden zehn Tage.

Unsere nächsten Tage starteten vom See aus und bewegten wir uns auf den Spuren Jesu in Nazareth, Kapernaum und weiteren Stätten um den See herum. Besonders der Freiluft- Gottesdienst direkt am Wasser mit dem ehemaligen Mainzer Dekan, Pater Zacharias, war ein Highlight.

 

Neben den biblischen Erzählungen haben wir uns auch intensiv mit der politischen Situation im Land beschäftigt. Wir besuchten das Ghetto-Fighter-Museum, welches das erste Museum zum Gedenken an den Holocaust beziehungsweise die Shoa war und von Überlebenden des Warschauer Ghettoaufstandes errichtet wurde. Hier beschäftigten wir uns mit unterschiedlichen Formen von Erinnerungskultur und Kapiteln der Shoa.

Außerdem erfuhren wir von der Vertreibung der arabischen Bevölkerung im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Im christlichen Dorf Bar´am gab uns ein Nachfahre einer vertriebenen Familie ganz persönliche Einblicke und Perspektiven in die Geschichte seiner Familie. Die Dimension des Konflikts, auch über die Grenzen Israel und Palästinas hinaus, wurden uns beim Ausflug in die 1967 durch Israel eroberten Golanhöhen deutlich. Hier schauten wir nach Syrien und sahen die von Krieg vernarbte Landschaft.

„Ich habe gestern zum ersten

Mal seit langem mal wieder intensiv über meine eigene Freiheit nachgedacht.“

Magdalena D.
Teilnehmerin

Nach drei Tagen nahmen wir vom See Genezareth Abschied und fuhren entlang der Grenze zu Jordanien Richtung Süden mit dem Ziel Jerusalem.

Erster Zwischenstopp war die Taufstelle Jesu. Hier hörten wir einen durch Teilnehmende der Gruppe vorbereiteten Vortrag, über die Wasserknappheit der Region. Von dort ging die Fahrt weiter den Jordan und das Tote Meer entlang bis zur Felsenfestung Masada. Diese war der letzte Rückzugsort der jüdischen Rebellen im Aufstand gegen Rom im 1. Jahrhundert n.Chr.

Ein weiteres Highlight war das anschließende Bad im Toten Meer – das „Sitzen“ im Wasser ist ein Gefühl, das
man einfach erlebt haben muss. Nach diesem besonderen Bad stand der Aufstieg – immerhin ca. 1200 Höhenmeter Unterschied – nach Jerusalem an.

 

Vor dem Kennenlernen Jerusalems stand aber zunächst Bethlehem auf dem Programm. Dort trafen wir auf Studierende der Bethlehem Universität, mit denen wir Lebensrealitäten und Alltage vergleichen
konnten.  Danach besichtigten wir die Geburtskirche sowie die Hirtenfelder und hatten Zeit für eine leckere Falafel
in der Altstadt.

 

Am Nachmittag stand erneut der israelisch-palästinensische Konflikt im Fokus. Nach dem eindrücklichen Blick auf die Trennmauer zwischen Israel und Palästina und dem Besuch des „Walled Off“ Hotels der Künstlergruppe Banksy, bildete der Ausflug zum Friedensprojekt „Tent of Nations“ den Abschluss des Tages. Dort hörten wir die beeindruckende Geschichte der Familie Nassar und ihres gewaltlosen Widerstands gegen die israelische Besatzung. Zum Abschluss konnten wir es uns als KjGler*innen nicht nehmen lassen in der wunderschönen Atmosphäre der Natur mit Blick auf die Lichter der Städte ein paar Lagerfeuerlieder anzustimmen.

 

In den nächsten Tagen waren wir mit wechselndem religiösem wie politischem Blick durch die Jerusalemer Altstadt unterwegs. Der Kreuzweg Jesu, die Grabes- und Auferstehungskirche, völkerrechtswidrige jüdische Siedler*innen innerhalb Jerusalems, der Kontakt mit örtlichen Händler*innen, ein Gespräch mit einer politischen Stiftung aus Deutschland, die Klagemauer bzw. westliche Stützmauer des Tempels oder auch der exklusive Besuch des Felsendoms und der al-Aqsa-Moschee – es gab viel zu erleben und zu verarbeiten!

„Den Konflikt mit Geschichten von Menschen zu füllen,
gibt dem Ganzen eine völlig neue Dimension."
Anke M.
Teilnehmerin

Sich als Gruppe immer wieder zwischen den Konfliktlinien zu bewegen und über diese teils massiven Grenzen hinaus war für uns sehr eindrücklich. Es wurden viele Denkprozesse in Gang gesetzt und einige Frage konnten während der Reise noch gar nicht richtig formuliert werden. Dazu beigetragen hat vor allem, dass auf der Reise nicht nur geschichtsträchtige Orte besucht wurden, sondern es ermöglicht wurde mit den Menschen vor Ort in den Dialog zu kommen. Auf diese Weise wurden die Orte mit biographischen Erzählungen verbunden und erfahrbar.