KjGoes Mallorca – Ein Bildungsurlaub zu Macht und Geschlecht.
Nach intensiver Vorbereitung war es im September 2025 endlich soweit: Eine Gruppe von 24 jungen Erwachsenen machte sich auf den Weg nach Mallorca – allerdings nicht nur für Sonne und Strand und Sangria, sondern für eine Woche Bildungsurlaub zu den Themen Macht, Geschlechterrollen und sexualisierte Gewalt unter dem Titel „Macht und Geschlecht – Wie vorgefertigte Rollenbilder, Stereotypen und Geschlechterrepräsentation sexualisierte Gewalt ermöglichen. Ein Bildungsurlaub zu Körperlichkeit in der Partyhochburg Mallorca im Vergleich zu Deutschland.“
Schon auf dem Hinflug war die typische KjG-Stimmung zu spüren: bunt, laut, interessiert, solidarisch. Viele kannten sich schon aus unterschiedlichen Ebenen und Aktionen, andere waren neu dabei – und genau das machte die Gruppe spannend.
Nach der Ankunft im Hotel starteten wir mit einer Kennenlernphase und der Entwicklung eines gemeinsamen Awareness-Konzepts. Dabei ging es um die Fragen: Wie wollen wir miteinander umgehen? Am Nachmittag stand das Thema Diversität und Geschlechterrollen und dessen Grundlagen im Mittelpunkt. Begriffe wie FLINTA, Queer und Cis wurden gemeinsam diskutiert und in Beziehung zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen gesetzt.
Am zweiten Tag stand der Zusammenhang von Macht und Geschlecht im Mittelpunkt. Wir sprachen über Female Empowerment, toxische Männlichkeit und den Tradwife-Trend, verglichen gesellschaftliche Entwicklungen in Deutschland mit denen auf Mallorca – und stellten fest, wie tief Stereotype und Strukturen wirken. Am Ende des Tages blieb die Erkenntnis: Veränderung beginnt da, wo Bewusstsein entsteht.
Dienstag drehte sich alles um Medien und Gewaltbilder. Wir analysierten Videos, Social-Media-Posts und Kampagnen, reflektierten Täter- und Betroffenenrollen und sammelten Ideen, wie digitale Prävention aussehen kann. In Kleingruppen entstanden eigene App-Konzepte für mehr Sicherheit und Sensibilisierung im Netz. Besonders schön war zu sehen, wie viel Teamgeist und Kreativität in der Gruppe steckten – KjG-typisch wurde diskutiert, getüftelt, gelacht und am Ende gemeinsam gefeiert, was entstanden war.

Am Mittwoch besuchten wir die mallorquinische Präventionsorganisation Fundación Rana, die sich gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen engagiert. Das Gespräch bot eindrucksvolle Einblicke in Prävention und Aufklärung in Spanien. Anschließend trafen wir Auslandsseelsorger Andreas Farlow, der von seiner Arbeitauf der Insel berichtete. Der inhaltliche Teil des Tages endete mit einem gemeinsamen Gottesdienst und viel Stoff zum Nachdenken. Anschließend war Zeit, um Palma de Mallorca zu erkunden, Eis zu essen oder seine Freizeit am Meer zu verbringen.
Der Donnerstag begann musikalisch: Wir nahmen Songtexte unter die Lupe und fragten uns, welche Rollenbilder und Vorstellungen von Geschlecht und Beziehungen darin stecken. In kleinen Gruppen entstanden kreative Neuschreibungen bekannter Partyhits – mit überraschend viel Witz und Tiefgang. Am Nachmittag rückte die Partykultur Mallorcas in den Fokus. Wie sieht es dort mit Gewalt, Respekt und Sicherheit aus? Der Abend führte uns dann selbst an die Playa de Palma – eine realitätsnahe, teils auch ernüchternder Praxiserfahrung.
Am nächsten Morgen war viel Gesprächsbedarf da: Wir reflektierten, was wir gesehen und erlebt hatten. Welche Dynamiken fördern übergriffiges Verhalten? Wie kann Awareness konkret aussehen? In Workshops entstanden eigene Präventionsideen und Social-Media-Kampagnen, die für mehr Achtsamkeit und Respekt sensibilisieren sollen. Der Nachmittag stand im Zeichen von Empowerment und Selbstfürsorge – jede*r gestaltete einen persönlichen Ressourcenbaum und entwarf eine Vision: Wie sähe eine Welt ohne sexualisierte Gewalt aus?
Am letzten Tag hieß es: Reflektieren, bündeln, mitnehmen. In Kleingruppen teilten wir Erkenntnisse, Herzmomente und Ideen für die Zukunft. Am Ende stand ein gemeinsames Gefühl: Wir haben viel gelernt – über Macht, über uns selbst, über Verantwortung. Beim Rückflug war klar: Diese Woche hat Spuren hinterlassen – bei jeder*m Einzelnen und im Verband. Eine Bildungsreise, die gezeigt hat, was KjG ausmacht: Haltung, Gemeinschaft, Spaß und der Mut, Themen anzupacken, die nicht bequem sind – aber wichtig.

Ein besonderer Dank gilt der Stiftung Jugendraum und der Bonifatius-Stiftung, die diese Bildungsreise großzügig unterstützt haben. Durch ihre Förderung wurde es möglich, jungen Erwachsenen Raum für Begegnung, Reflexion und politische Bildung zu geben – und Themen wie Macht, Geschlecht und Gerechtigkeit nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch erfahrbar zu machen.



